„Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen“, sagte Winston Churchill einst. Oder Kurt Tucholsky: „Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muss sie allein machen.“
Das Internet ist reich an Zitaten zu der riesigen Bedeutung, die eigene Erfahrungen haben – in Abgrenzung zu Angelesenem, mal Gehörtem, mal Gesehenem. In der Dualen Ausbildung haben wir das Glück, quasi „systembedingt“ praktische Erfahrungen (mehrheitlich aus dem Betrieb) mit theoretischen und generalisierbaren Erkenntnissen (mehrheitlich aus der Berufsschule) verknüpfen zu können. Und doch denken wir in der Schule immer wieder: „Das sollten die Schülerinnen und Schüler jetzt erleben können.“
In größerem Rahmen gehen wir nun den nächsten Schritt hin zum Erleben: Ab dem Schuljahr 2022/2023 werden die Schülerinnen und Schüler im ersten E-Com-Ausbildungsjahr einen Online-Shop einrichten und bereit machen zum “going-live”, wie die IT-ler sagen, zum „Echtbetrieb“ also. Hierzu erhalten sie Informationen über den Anbieter (ein im Aufbau befindliches Modellunternehmen), die Zielgruppe sowie die entsprechenden Produktdaten. Die große Klammer über die gesamte Zeit der Berufsausbildung lautet folgendermaßen: Den Schülerinnen und Schülern aus dem Bildungsgang E-Commerce wird ermöglicht, das Fachwissen aus den Lernfeldern 2, 3, 9 und 10 in schulischer Umgebung praktisch anzuwenden.
Konkret heißt dies: Die Schülerinnen und Schüler nutzen das webbasierte Online-Shopsystem „Shopify“ und befassen sich unter anderem mit Fragen zur Architektur des Systems, der Datenpflege sowie der Verknüpfung des Systems mit mehreren Online-Vertriebskanälen (z.B. eigener Webshop/Marktplatz). Sie erkunden darüber hinaus die Analyse– und Reporting-Funktionen des Systems. All das also, was echte Shopbetreiber Tag für Tag beschäftigt, oft bis in die Nacht hinein.
Der Projektunterricht mit Shopify soll eine Brücke zwischen dem Lernfeldunterricht und dem bisherigen Fachunterricht in Wirtschaftsinformatik schlagen. Die Inhalte aus den Lernfeldern – wie z.B. die verkaufsfördernde Produktdarstellung – werden somit greifbar: Statt über optimale Produktbilder nur zu sprechen, werden die Schülerinnen und Schüler ungeeignetes Bildmaterial erkennen und neue, geeignete Fotos tatsächlich beschaffen und hochladen. Dieses Beispiel mag profan klingen, doch in der Web-Realität entscheidet sich genau an solchen „Basics“, ob man mit einem Onlineshop Erfolg haben kann oder nicht. Im Laufe des Projekts soll dann die ganze Komplexität eines erfolgversprechenden, zeitgemäßen Onlineshops am eigenen Lei… am eigenen Laptop erfahren werden. Denn, siehe Tucholsky: Erfahrungen muss jede(r) allein machen.
Wir werden weiter vom Fortgang des Projekts berichten.