Das Konzept kennt man seit vielen Jahren: Eine Open-Book-Klausur in Schule oder Universität wird jeder wohl schon mal geschrieben haben. Auch das Gefühl bei der Bekanntgabe des Modus „Open-Book“ ist noch sehr vertraut. Große Freude am Anfang, die dann allerdings kippt zu der Frage, was genau man in der Klausur den Büchern entnehmen wird und welche Art von Fragen überhaupt gestellt wird.
An dieser Grundkonstellation hat sich nichts geändert. Nur ist das Buch als Vorratsspeicher oder Bildungsmedium erheblich unter Druck geraten, wenn nicht gar bereits abgelöst worden vom allgegenwärtigen Internet. Die logische Folge ist also, wenn heutzutage fast alle Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung einen Laptop besitzen (oder einen von ihrem Arbeitgeber geliehen bekommen) und auch die Klassenräume sehr gut mit PCs ausgestattet sind, die Open-Internet-Klausur.
Weiter mit Papier und Stift?
Klausuren, in denen die Schüler einzeln und stumm mit einem Stift und drei bis fünf Bögen Papier im Klassenraum sitzen und schreiben, bis ihnen die Hand wehtut, sind nicht mehr zeitgemäß, sind ein Setting, das es außerhalb der Schule nicht mehr gibt. Aus diesem Grund hat das Hamburger Institut für BErufliche Bildung (HIBB) 2018 eine Handreichung für die Lehrerinnen und Lehrer der beruflichen Schulen herausgebracht, in der eine Fülle von möglichen Klausurersatzleistungen beschrieben werden.
Mit Internetzugang Klausuren schreiben
Eine solche Möglichkeit ist die Open-Internet-Klausur. Doch welche Art Aufgaben stellt man nun als Lehrkraft? Gar nicht so einfach. Es geht darum, gehaltvolle Transferaufgaben zu entwerfen, die verschiedene Schwierigkeitsstufen abdecken und sprachlich klar und verständlich formuliert sind. Die Antworten dürfen nicht googlebar oder von ChatGPT (o.ä.) erstellbar und nicht nach richtig/falsch-Muster aufgebaut sein. Positiv formuliert: Es muss so aussehen, dass
- Begründungen für Entscheidungen zu liefern sind,
- Quellen sauber angegeben werden und
- Lösungen immer auf das konkrete Problem bezogen sein müssen.
Gar nicht so einfach. Und doch höchste Zeit, diesem Prüfungsformat in der Schule mehr Raum zu geben.
gw