„Was war denn da los – am Dienstag, 14. Mai 2013 um 10:20 Uhr auf dem Schulhof der BS32?“ – das fragten sich sicherlich viele Beobachter.
Wie aus dem Nichts tauchten 120 Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof auf, stellten sich dicht nebeneinander und hielten alle plötzlich auch noch ein blaues Papier hoch. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten dabei trotz mäßigem Wetter auch noch glänzende Laune. Begleitet wurde dieses Spektakel von vielen neugierigen Blicken weiterer Schülerinnen und Schüler aus den Klassenräumen.
Herausgekommen ist dabei ein Pixelbild in Form des H9O-Logos – organisiert von H9O Aktivistinnen und Aktivisten. Denn der 14. Mai ist ein besonderer Tag an der BS32. Im Jahr 2012 an diesem Tag wurde das Pfandflaschensammelprojekt H9O – einfach pfandtastisch! gegründet und ein Jahr später feierte H9O mit dem Pixel seinen ersten Geburtstag.
Eine besondere Aktion, denn wie H9O vereinte auch das Pixel an diesem Tage die unterschiedlichen Schulformen der BS32 und wir feierten gemeinsam ein erfolgreiches und spendenreiches Jahr. Innerhalb eines Jahres haben die Schülerinnen und Schüler, das Lehrerkollegium und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BS32 über 11.000 Flaschen und Dosen und damit insgesamt über 2700 Euro für Viva con Agua de Sankt Pauli gesammelt. Wenn das kein Grund zum Feiern ist – und was hätte da passender sein können als ein Pixel: Denn ein Bild sagt oftmals mehr als tausend Worte.
Danke an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
Am Anfang war der Ethiktag: Einmal pro Jahr findet an der Beruflichen Schule City Süd (vormals H9) für alle Berufsschülerinnen und Berufsschüler ein Tag statt, an dem es nicht um Kaufverträge, Skonti und Gewinnmaximierung geht, sondern um Soziales. In klassenunabhängigen Gruppen besucht man an dem Tag die Bahnhofsmission, die Obdachlosenhilfe, ein Kinderhospiz, die Elbe-Werkstätten und viele weitere soziale Einrichtungen. Ziel des Ethiktages ist, den Schülerinnen und Schülern die Verantwortung bewusst zu machen, die man als Bürger und Kaufmann oder Kauffrau in unserer Gesellschaft hat.
Eine der vielen Projektgruppen befasste sich im Februar 2012 mit der 2005 in Hamburg gegründeten Wasserinitiative Viva con Agua de Sankt Pauli, die zusammen mit der Welthungerhilfe u.a. für eine bessere Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern kämpft. Ziel und Anspruch auf Lehrerseite war es, zusammen mit den Schülern etwas zu organisieren, das über den Ethiktag hinaus Bestand haben würde, das nachhaltig sei. Dass Viva con Agua bis dato noch mit keiner beruflichen Schule kooperierte, machte das Vorhaben nur noch spannender.
War die Schülergruppe wegen der Offenheit der Aufgabe anfangs noch etwas irritiert, wurden schnell viele Ideen gesammelt und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft. Schließlich einigte man sich darauf, in der Schule ein Pfandflaschensammelsystem zu etablieren, das Woche für Woche über Pfanderlöse Geld für Brunnenbauprojekte in Afrika generieren sollte.
Es zeigte sich schnell, dass für diese zunächst profan klingende Aufgabe eine Vielzahl von Teilaufgaben erledigt werden mussten, sodass sich – abermals in weitestgehender Eigenregie der Schülerinnen und Schüler, und inzwischen war das Projekt auf die anderen Schulformen der Beruflichen Schule City Süd erweitert worden – abhängig von persönlichen Interessen und Neigungen Teilprojektgruppen bildeten, die sich um Themen wie Erstellung eines Logos, Organisation einer Infoveranstaltung, Gestaltung von Infoplakaten, Aufstellung von Tonnen für die Pfandflaschensammlung, Prozess der Rückgabe der Pfandflaschen oder Aufbau und Betrieb einer Facebook-Seite kümmerten. Inzwischen wirkten knapp 50 Schülerinnen und Schüler mit, und die besondere Herausforderung an einer beruflichen Schule bestand und besteht darin, trotz der vergleichsweise kurzen Verweildauer der Schüler an der Schule alles so zu organisieren, dass ausscheidende Schüler rechtzeitig ihre Nachfolger einarbeiten, und zwar über alle Schulformen hinweg.
Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht oft passiv auf Anweisungen der Lehrer warten, übernehmen auf einmal Verantwortung, formulieren „Deadlines“ und Qualitätsansprüche, ringen um Meilensteine, dokumentieren Arbeitsschritte und kommunizieren mit externen Beteiligten. Für das Lehrerteam, das im Laufe eines Jahres auf sechs Personen angewachsen ist, ist dies eine große Freude, denn wieder sieht man: Vieles ist möglich, man muss die Schüler nur machen lassen, und die Aufgaben müssen real, selbstbestimmt und attraktiv sein. Dass Lehrer und Schüler in einer solchen Gruppe als vollkommen gleichberechtigte Partner agieren, ergibt sich zwar fast von selbst, ist aber für alle Beteiligten doch stets ein besonderes Erlebnis.
Anlässlich der Weihnachtsfeier, die ebenfalls von der Projektgruppe organisiert wurde und deren Erlöse in voller Höhe den Hilfsprogrammen zuflossen, konnte dann ein Scheck in Höhe von 1 300 Euro an Viva con Agua überreicht werden. Bis Ende März 2013 hat sich das Spendenvolumen auf über 2 300 Euro erhöht, und es geht weiter, immer weiter, auch inhaltlich: Eine neue Teilprojektgruppe entwickelt Merchandising-Artikel, verschiedene Ausbildungsunternehmen der Schule sind inzwischen mit im Boot, im Lehrerzimmer wurden „Patenschaften“ für H9O-Schüler übernommen – einfach pfandtastisch!