Lazio Style …
… oder die Studienfahrt der G1102 nach Rom
Wir stellten uns schon die Frage, ob man einen charismatischen Mann zum Papst gewählt habe oder ob – umgekehrt – das Amt dem Mann Charisma verleihe. Tatsache ist, dass es keinen kalt lässt, wenn der Papst himself im erstaunlich schnellen Papamobil fünf Meter an einem vorbeifährt (winkend, lächelnd, die linke Hand an der Haltestange, und ganz ohne Plexiglasschutz übrigens), ob man nun katholisch, protestantisch, muslimisch, russisch-orthodox oder gar nicht glaubt.
Da wir als eine von vielen Gruppen für die öffentliche Generalaudienz offiziell angemeldet waren, begrüßte uns einer der deutsch sprechenden Kardinäle auch ganz freundlich vor 50 000 Menschen als „Schülerinnen und Schüler der Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium Hamburg“, als ob es nur ein WG in Hamburg gäbe, und uns selbst gibt es als WG ja bedauerlicherweise bald gar nicht mehr!
Ein weiteres Highlight unserer Reise war der Besuch des deutschen Unternehmens Skytanking, das, der Name deutet bereits darauf hin, Flugzeuge betankt. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen durften wir auf das Rollfeld, wo wir aus allernächster Nähe die Betankung eines Airbus A320 verfolgten, die komplett anders abläuft als die Betankung eines VW Golf an der Jet-Tankstelle.
„Beeindruckend“ ist für die Erlebnisse dort nur ein Hilfsausdruck, zumal der gesamte Nachmittag von einer Gastfreundschaft umrahmt war, die kaum in Worte zu fassen ist. Kaffee, Kuchen, individuell mit Namen bedruckte Schirmmützen und hochinteressante Gespräche über die Unterschiede im Geschäftsleben zwischen Italien und Deutschland rundeten den Besuch ab. Dass ein Schüler diesen Besuch unter dem Vorwand körperlichen Unwohlseins schwänzte, gehört wohl einfach dazu und sollte den Schüler selbst mehr ärgern als das Lehrerteam.
Keine einzige Wolke am Himmel, fünf Tage lang, kein Taschendiebstahl, keine ernsthafte Erkrankung oder Verletzung (aufgeschürfte Arme zählen nicht), nur ein paar kleine Streitigkeiten unter den Schülern – letzteres wohl normal, wenn unterschiedlichste Persönlichkeiten auf engem Raum fünf Tage miteinander verbringen.
Und doch wurde hauptsächlich gelacht, geguckt, fotografiert, gestaunt, und zwar nicht nur an den historischen Stätten, sondern u.a. auch im Istituto di Istruzione Secondaria Superiore “Giorgio Ambrosoli”, in dem wir auf echte römische Schüler trafen und durch das wir vom stellvertretenden Schulleiter Piergiorgio Mori geführt wurden – und abermals verköstigt, als seien wir eine Delegation des Deutschen Bundestages und nicht eine Schülergruppe aus Hamburg.
Dass es uns trotz sehr rechtzeitiger Ankunft am nicht ausverkauften Olympiastadion nicht gelang, dieses zu betreten und das Spiel Lazio Rom gegen Juventus Turin zu sehen, da die einzige Kartenverkaufsstelle einen Kilometer vom Stadion entfernt in einem klitzekleinen Fanshop namens „Lazio Style“ untergebracht (besser: versteckt) ist, muss man vermutlich unter „Lazio Style“ verbuchen und schnell wieder vergessen, zumal Lazio chancenlos gewesen sein soll und 0:2 verlor, dieses komische Internet weiß ja alles. Schade war’s trotzdem, waren wir selbst doch immerhin zu zehnt unterwegs und hatten noch eine schwedische Familie im Schlepptau, die sich auf das Spiel genauso gefreut hatte wie wir.
Es dürfte keinen in der Gruppe geben, der nicht den Vorsatz gefasst hat, Rom mindestens ein zweites Mal zu besuchen.
Auch nicht Jacqueline Pluskat und Gerald Wenge