„Sollen wir das allein machen?“

von | 14. Jul 2025





„Sollen wir das allein machen?“ fragt Tobi, angehender Großhandelskaufmann im ersten Ausbildungsjahr, nachdem die Lehrerin fertig ist mit ihren einführenden Erläuterungen. Die Lehrerin zögert kurz – die Frage hat sie für sich selbst noch gar nicht beantwortet. Einzelarbeit? Partnerarbeit? Oder eine Gruppenlösung? Was eignet sich am besten? In solchen Momenten zeigt sich, wie entscheidend die Wahl der Sozialform“ – wie wir das nennen – für den Lernerfolg ist. Und wie wichtig es ist, sie bewusst einzusetzen. Denn ob Schüler allein, zu zweit oder im Team arbeiten, bedeutet einen großen Unterschied für den Lernprozess.

Einzelarbeit fördert die Konzentration, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. „Gerade wenn ich mir einen neuen Fachbegriff genau einprägen will oder etwas rechnerisch durchdringen muss, hilft es mir, in Ruhe allein zu arbeiten“, erklärt Tobi. In seinem späteren Berufsalltag wird er oft eigenständig Entscheidungen treffen müssen – da ist es hilfreich, schon in der Schule daran zu arbeiten.

Partnerarbeit eröffnet neue Perspektiven: Zwei Lernende können sich gegenseitig unterstützen, Verständnisfragen klären und gemeinsam Lösungswege entwickeln. „Wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, merke ich schnell, ob ich das Thema wirklich verstanden habe – oder ob mein Partner vielleicht einen besseren Weg kennt“, sagt Tobi. „Außerdem arbeitet er in einem anderen Unternehmen, das ist ja auch schon mal gut.“

Gruppenarbeit schließlich bringt Teamfähigkeit, Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein ins Spiel. In der Gruppe lassen sich komplexe Aufgaben oft kreativer und praxisnäher lösen. Gerade in kaufmännischen Berufen, in denen Projekte und Abstimmungen zum Alltag gehören, ist das eine wertvolle Vorbereitung.

Die Frage „Sollen wir das allein machen?“ mag spontan kommen – sie ist aber ein guter Anlass, über den didaktischen Nutzen verschiedener Lernformen nachzudenken. Denn in der Berufsschule geht es längst nicht nur um Inhalte, sondern auch darum, wie man lernt, kooperiert, kommuniziert. Und das ist oft genauso wichtig wie das Was.

gw

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