„Papa, warum kommst du nicht mit nach Hause?“

von | 17. Jun 2015

Homepage_Artikel_Ethiktag_FotoWie oft kann und sollte man als Mutter dem Dreijährigen antworten, dass Papa heute bei der Arbeit übernachten wird, wenn er in Wirklichkeit die ersten Wochen einer fünfjährigen Haftstrafe verbüßt?

Diese und ähnlich nahe gehende Fragen diskutierten 16 Schülerinnen und Schüler unserer Schule im Rahmen des Ethiktages am 15. Juni bei dem gemeinnützigen Verein Gefangene helfen Jugendlichen e. V. in Wandsbek. Geschäftsführer Volkert Ruhe nahm sich zwei Stunden Zeit, um uns die Idee zur Gründung des Vereins und die zwei Haupttätigkeitsfelder vorzustellen, die Prävention und die Hilfe bei der Resozialisierung. Sein zunächst etwas brüsk klingendes Diktum „Wir arbeiten nicht mit Fencheltee und Vollkornkeksen“ erschließt sich dann erst im Zusammenhang, und übersetzt heißt es: Wer im Knast landet, schädigt alle. Das oder die Opfer sowieso, doch insbesondere auch sich selbst, die Familie, die Freunde, und das werde bei den Präventionsmaßnahmen in „Santa Fu“ und in den Schulen auch ganz deutlich so besprochen.

Oberarmstreicheln und „Wir müssen mal gemeinsam gucken“ seien als Regelwerk „für nach Regeln gierende Jugendliche“ (V. Ruhe), die am Beginn einer Karriere als Straftäter stünden, meist vollkommen unzureichend. Das direkte Erleben eines halben Tages im Gefängnis, das kalte Zuschnappen des Zellenschlosses hätten nachweislich mehr Einfluss auf die individuelle Lebensplanung gefährdeter Jugendlicher (für mehr Informationen vgl. www.gefangene-helfen-jugendlichen.de).

Doch das war natürlich nur eines von vielen Projekten, die im Laufe der Woche nun in den Klassen ausgewertet und nachbesprochen werden. Hier noch einmal alle Projekte des Ethiktages auf einen Blick:

  • Besuch einer Moschee
  • Beach CleanUp am Elbstrand
  • Mein Hamburg. Dein Hamburg
  • Here to stay! Migration, Flucht und die Gruppe Lampedusa
  • Besuch der Stiftung für Wirtschaftsethik
  • Viva con Agua – Experience
  • Besuch der Elbe Werkstätten I (Winterhude)
  • Besuch der Elbe Werkstätten II (Bahrenfeld)
  • Lemonaid – Trinken hilft
  • Dorfidylle und Containerbrücken: Moorburg, Altenwerder und Finkenwerder
  • Stolpersteine – Spurensuche in St. Pauli
  • Gefangene helfen Jugendlichen
  • Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
  • Hafenrundfahrt: von Schatzkisten und Pfeffersäcken
  • Buddhismus – was ist das eigentlich?
  • Wasser ist Leben – Wasseraufbereitung und -entsorgung in Hamburg
  • Ballinstadt – Abenteuer Auswanderung
  • Erfolgreicher kommunizieren – schwierige Gespräche meistern

Unzählige Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse also – und ein besonderer Dank an das sechsköpfige Orgateam, das das alles wieder möglich gemacht hat!

gw

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